(Songwriter/Pop/Country/Folk) 2014 New West - der Mittzwanziger gehört zur ganz besonderen "Nachwuchs"-Singer/Songwriterszene, die sich auf moderne Art daran versucht, klassisches amerikanisches Songbook, 60er Country, 70er Soft Rock, kluge Poetry und angesagte Americana-Strukturen mit zeitlosem, großem Pop auf ungewöhnliche, individuell besondere Art zu verknüpfen. Das führt dann mal dazu, dass man wie zuletzt auf dem 2011er Durchbruchsalbum 'Photographs' sein Album stilistisch radikal teilt (1. Seite Indie Pop/Easy Listening, 2. Seite Country pur) oder wie diesmal beim Nachfolger alles Erwähnte miteinander vermischt und so für - sagen wir mal - unerhört lässige, aber dabei ambitionierte Abwechslung sorgt. Die den geneigten Hörer teilweise arg durcheinander bringt, so wie auf einer irrwitzigen Achterbahnfahrt, nach der man nicht mehr ganz weiß, wo oben und unten, vorne und hinten ist. So croont Ellis, der übrigens jüngst von Houston nach Nashville gezogen ist (und u.a. auch davon in seinen Songs erzählt, z.B. im kapitalen 7-minütigen 'Houston'), in verträumter Zeitlupe vor sich hin, nur um dann im nächsten Stück seine Band den Country Twang rausholen zu lassen. Oder er tritt hart in die Fußstapfen eines Don McLean auf dem Opener 'TV Song', covert Paul Simon ('Still Crazy After All These Years') in totaler Willie Nelson-Manier, macht einen auf Randy Newman ('Steady As The Rising Sun', 'Bottle Of Wine') oder George Jones ('Pride'). Besonders gelungen ist der Titelsong 'Chemical Plant', ein akustisches Minidrama, vordergründig über Industrieromantik an der texanischen Golfküste, im Kern aber ein Gleichnis über den Niedergang der amerikanischen Wirtschaft und das bittere Sterben einer privaten Beziehung. Tricky, knackig, auf den Punkt, dabei völlig relaxed produziert vom eigentlich für ganz andere Projekte bekannten Jacquire King (Tom Waits, Norah Jones, Kings Of Leon, Dawes), der Ellis und seiner famosen, jungen Band reichlich Raum für instrumentelle Exkursionen lässt. So spielt der Protagonist selber diverse akustische und elektrische Gitarren sowie Keyboards, können sich besonders Leadgitarrist Kelly Doyle und der brillante Pedal Steeler/Banjopicker Will Van Horn mit vielen Soli ganz markant in den Gesamtsound einbringen! In Nebenrollen erscheinen Skylar Wilson (Justin Townes Earle) mit Piano, Rob Crowell (Deer Tick) am Saxofon und Jim Lauderdale sowie Taylor & Griffin Goldsmith von den Dawes mit Backing Vocals. Besonders für Roots/Americana-geschulte Ohren wegen des hohen Crooner/Easy Pop-Anteils etwas gewöhnungsbedürftig, aber am Ende zählt das was hängenbleibt. Und das ist bei Robert Ellis wieder verdammt viel!