Über vier Jahre nach seinem letzten Studioalbum 'Breather' präsentiert der herausragende schweizer Roots'n Blues-Musiker und Blue Rose-Künstler Hank Shizzoe nun endlich seine heiß ersehnte neue Platte. Die ungewöhnlich lange Pause hatte jedoch gute Gründe: Schließlich spielte er mehr als zwei Jahre als festes Mitglied in der Band von Topstar Stephan Eicher, der zwar in Deutschland nie so richtig bekannt wurde, in der Schweiz und in Frankreich dagegen große Hallen und Freiluftarenen füllt, mit jeder Veröffentlichung vorderste Chartsplätze einnimmt und seine Tonträger im 6- und 7-stelligen Bereich verkauft. Aber Shizzoe hat nicht einfach nur Gitarre für Eicher gespielt, die über die Zeit vertiefte Zusammenarbeit war für beide Künstler fruchtbar. Man schrieb Songs und entwickelte Ideen zusammen und begann nach Beendigung der Eicher-Tour mit gemeinsamen Studioaufnahmen. Das Ergebnis liegt nun in Form von 'Songsmith' vor: ein mutiges Großwerk, das Formen aufbricht, Grenzen sprengt, an Vielseitigkeit kaum zu überbieten ist und in den nächsten Wochen und Monaten für reichlich Gesprächsstoff in der ambitionierteren, auch für neue Einflüsse offenen Rootsszene sorgen wird!

Hank Shizzoe gehört seit zwei Dekaden zu den Big Names auf höchster internationaler Ebene, wenn es um "Blues Power, Roots Rock-Finesse, Slide Guitar-Craziness" geht. Er spielte zusammen mit Sonny Landreth, Ali Farka Touré und David Lindley, gab den Support Act für Bob Dylan, ZZ Top, Bo Diddley und Charlie Musselwhite, betätigt sich hin und wieder als Schauspieler, produziert andere Acts und ist ungewöhnlichen Projekten gegenüber gerne aufgeschlossen. Nach einer langen Geschichte mit 6 hervorragenden Veröffentlichungen auf dem international renommierten Blues Label CrossCut Records debütierte der Mann, der eigentlich Thomas Erb heißt und in Bern wohnt, in 2007 für Blue Rose mit 'Headlines'. Zuvor eher im reinen Blues-Lager angesiedelt erfuhr er nun eine erheblich weitergehende Akzeptanz - hinein in die pralle Americana-Welt der innovativen Singer/Songwriter und des sumpfig-schwülen Roots Rock der Südstaaten. Zwischen zwei Live-Veröffentlichungen in 2009 und 2011 brachte Blue Rose 'Breather' heraus und nun 'Songsmith'!

Die 12 Tracks dieses Albums beziehen ihre Spannung und Intensität aus der interessanten, von gegenseitigem Respekt und Freundschaft geprägten Verbindung zwischen Shizzoe und Eicher. Der vielsprachige schweizer Superstar, der in den 80ern mit Grauzone auf der gerade populären NDW-Welle ritt, später ständig experimentierend und grenzenauslotend mit seiner ganz eigenen kreativen Verknüpfung von Rock, Chanson, World Music, Electronica, Blues, Pop und Folk immer erfolgreicher wurde, hat produziert, 8 Songs co-komponiert und sich dazu als Multiinstrumentalist (Gitarren, Bass, Keyboards, Percussion), Backingsänger und "Sound Designer" eingebracht. Mit dem bekannten niederländischen Produzenten, Remixer, Soundtrack-Komponisten und Tastenmann Reyn Ouwehand sowie Simon Baumann, einem bewährten schweizer Drummer mit deutlicher Neigung zur Gestaltung von elektronischen Atmosphären wurden zwei weitere Musiker aus seinem Stall in die Sessions einbezogen. Natürlich steht Hank Shizzoe als bekannt vielseitiger Typ (diverse akustische und elektrische Gitarren, Lap Steel, Ukulele, Bouzouki, Bass, Piano, Keyboards, Percussion) und mit diesem aus Tausenden herauszuhörenden Reibeisen-Bariton vorneweg. Und mit seinen Stücken, denn der Titel 'Songsmith' wurde nicht ohne Grund gewählt - auf dieses Material ist er so stolz wie noch nie zuvor! Zu Recht!!

Gleich zum Start markiert 'Rocket Ship' ein fettes Ausrufezeichen, ein gefährlich brodelnder SciFi/Voodoo/Swamp-Trip mit akustischen und elektrischen Slidegitarren, die sich um ein Riff winden, über stampfenden, zischenden Beats mit lauten, elektronisch untermalten Drums & Percussion. Danach kommt mit 'He Is Not' eine getragene, nachdenkliche Klavierballade, sparsam begleitet von akustischer Gitarre und einer dezenten Geräuschkulisse. 'I Talk Too Much' ist Sprechgesang über schwellenden Keyboards inmitten einer herrlich fiepsenden Synth-Kulisse. Mit 'Light Up' folgt eine wunderschöne Folk/Chanson-Ballade mit akustischen Gitarren, Bouzouki, Lap Steel... und mit der sympathischen, bereits von 'Breather' bekannten Shirley Grimes im Duett, einer irischen, in Bern lebenden Singer/Songwriterin mit regelmäßigen eigenen Veröffentlichungen. Bei 'Like It's 1929' kommt man an einem Tom Waits-Vergleich nicht vorbei. Das ist bizarre Cabaret/Party-Musik, stilistisch passend in den 20/30er Jahren angelegt, aber mit sarkastischem Text, der einen bitterbösen Bezug vom Börsencrash '29 zur heutigen Wirtschaftskrise herstellt und die Profiteure brandmarkt. An zentraler Stelle steht der völlig entschleunigte Titeltrack 'Songsmith' - eine Art Blaupause fürs eigene Songwriting. Nach sphärischem Zeitlupenbeginn entwickeln sich perlende, verspielte Gitarrenklänge. 'The Ghost Of Pain' kommt mit seinem Wüstenszenario wie ein kleines Roadmovie im Calexico-Modus: twangige Licks, heulende Steel Guitar, später noch Lap Steel und Slide, darüber Shizzoe's sonore Baritonstimme in Westerngestalt. 'iTune (Song For Jony)' beginnt als Ukulele-Kleinkunst, entwickelt sich zum vermeintlich lustigen Singalong mit eingeflochtenen Loops in Eichler-Soundlandschaft. 'Planned Obsolescence' bietet sehr melodiösen Roots Pop mit federnden Drums, permanenten Space Sounds im Hintergrund, eine kernige Leadgitarre im Mittelteil sorgt for Rock'n Roll. 'Thanks To You' startet nur mit akustischer Gitarre und einer Stimme aus dem Off - also stimmungsmäßig wie die 'American Recordings' von Johnny Cash -, aber dann treten üppigere Klänge hinzu mit Keyboards und etlichen über-/ineinander geschichteten Gitarren im Schwebezustand. Wiederum völlig konträr folgt 'Where I Come From' als monotoner, einriffiger Roots'n Blues Rocker Hier spielt Baptiste Germser (Stephan Eicher Band) Bass und Michael Flury Posaune, mehrere elektrische Gitarren führen dann zum Ziel. 'I Sing' vermittelt das typische Feeling eines Stummfilm/Zirkus-Orchesters mit furiosem Klavier- und Orgeleinsatz.

Und das war's am Ende einer so extrem abwechslungsreichen Hank Shizzoe-Platte wie noch nie zuvor: 12 Songs - keiner klingt wie ein zweiter!!