California Cosmic (Country) Rock lebt! Jener Begriff, der die vorwiegend an der kalifornischen Westküste anzutreffende Kombination aus klassischem Country Rock und verschiedenen Zutaten aus Psychedelic Rock, Paisley Underground, Alt.Folk Rock, Garage Punk, Rickenbacker/Byrds Sound und Indie Pop beschreibt und bis auf die Byrds und Kultfigur Gram Parsons in den frühen 70ern zurückgeht, wird immer mal wieder mit Leben gefüllt. Das Quartett Parson Red Heads aus Portland, Oregon gehört seit knapp 10 Jahren zu den führenden Formationen dieses Genres. Ihr aktuelles Album 'Orb Weaver' unterstreicht diese Einschätzung eindrucksvoll - es ist bei weitem ihr stringentestes, professionellstes und auch songtechnisch stärkstes Werk geworden!

Obwohl die Musiker noch recht jung sind und erst seit 2006 überhaupt Tonträger veröffentlichen, haben sie doch schon eine Menge erlebt. Angefangen in Eunice, Oregon verschlug es sie für 6 Jahre die Küste runter nach Los Angeles, bevor sie kurz vor den Aufnahmen zu 'Orb Weaver' wieder in ihren Heimatstaat zurückkehrten, diesmal in die indie-kulturelle Metropole von Portland. Das neue Album ist das dritte in voller Länge, davor sind mit 'King Giraffe' (2007) und 'Yearling' (2011) zwei bereits sehr erlesene, wenngleich noch reichlich verfrickelte, verspielte Perlen erschienen. Drei weitere EPs zwischen 2006 und 2012 zieren den insgesamt spannenden Backkatalog dieser östlich von Kalifornien (oder gar in Europa) nahezu unbeschriebenen Combo um Bandleader und Mastermind Evan Way. Jener also vorneweg als Chef-Singer/Songwriter und Gitarrist, dahinter seine Frau Brette Marie Way als Schlagzeugerin/Backingsängerin, dazu Bassist Charlie Hester und Gitarrist/Sänger (und Autor zweier Songs) Sam Fowles. Besonders auch klanglich bedeutet 'Orb Weaver' für die Band einen wichtigen Schritt der Weiterentwicklung: Satt und markig produziert von Scott McCaughey (Minus 5, Baseball Project, Young Fresh Fellows, R.E.M.) und gewohnt sorgfältig und transparent aufgenommen von Klangästhet Adam Selzer (Norfolk & Western, M.Ward, She & Him, Builders & Butchers) präsentieren sich Parson Red Heads durchweg extrem "westcoastig" und unternehmen unbegrenzte Zeitreisen durch die späten 60er und frühen 70er Jahre, beschäftigen sich mit dem Paisley Pop der 80er Jahre und gelangen nach einem Abstecher zur fruchtbaren No Depression-Phase in die Jetztzeit, in der Bands wie Dawes, Fleet Foxes, Blitzen Trapper, Vetiver, I See Hawks In L.A. mit ihrem eigenwilligen, dabei ungemein harmonischen Indie Pop-meets-Folk Rock ganze Generationen von Anhängern miteinander verbinden und Typen wie Jonathan Wilson oder Father John Misty den revitalisierten Laurel Canyon Sound weltweit zum Erfolg führen.

Klar, dass sich Evan Way und seine Freunde dann auch in ihren Statements auf diese Aktualität beziehen. Es ist aber auch ganz offensichtlich, dass sie dazu reichlich Hintergrundwissen vom Kulturgut der Byrds, Flying Burrito Brothers, Buffalo Springfield, Love, Moby Grape und späteren Acts wie Windbreakers, R.E.M., Silos, Vulgar Boatmen, Green On Red und Long Ryders aufgesogen und in ihre eigene Musik integriert haben. Anders kann man sich diesen unglaublich westcoast-typischen, mehrstimmigen Satzgesang gar nicht erklären. Oder dieses geradezu traumhaft perlende Guitar Interplay von Way und Fowles, das sich ebenfalls wie ein roter Faden durch alle 10 Tracks zieht, besonders auffällig beim fetzigen, bassrifflastigen Opener 'To The Sky' und fulminanten, geradezu glückseligmachenden Finale mit dem 7-minütigen 'Give Yourself Away'! Dazwischen pflegen PRH lauten Gitarrenrock ('I Never Sleep') und singenden byrdsy Folk Rock ('Every Mile'), spielen high flying Power Pop ('Borrow Your Car') und lässig-coolen Jam Rock ('Times'), gehen auf Spurensuche bei early R.E.M. ('Runs Out'), revitalisieren den melodischen Psych Pop von Three O'Clock ('Lost Again'), greifen tief in die 60er Kiste ('Small Change') und loten alle harmoniegesanglichen Register frei nach CSN aus ('Beginning'). Einfach großartig dieses Gesamtpaket!!

Sicher hat dabei die Zeit in L.A. einen großen Einfluss auf die Entwicklung dieser tollen Band gehabt. Nun zurück in Portland mischen Parson Red Heads die Szene dort mit beherzten Live Gigs mächtig auf und 'Orb Weaver' ist mit seiner rockigen, kernigen Ansage genau das passende Album dazu!