(Songwriter/Rock/Folk/Pop/Country Rock) 2014 Gray Fox/Thirty Tigers - das lange und mit einiger Spannung erwartete 4. Studioalbum des - besonders auch durch seine exzellenten Live Shows - beliebten Quintetts aus Charlottesville, Virginia ist deutlich anders ausgefallen als alles zuvor. Konkret: Die drei Brüder Wilson (Frontman, Reibeisenstimmensänger und Gitarrist James, Leadgitarrist/Sänger Sam und Keyboarder/Sänger Abe) und ihre Rhythm Section aus Gründerzeiten (Seth Green/Bass und Todd Wellons/Drums) haben ähnlich wie schon auf 'Sirens' (2012) dem früheren Mix aus Alt.Country Rock, No Depression und Gitarrenrock weitgehend abgeschworen, allerdings jetzt auch auf die kräftigen "Stadionrock"-Tendenzen mit den vielen attraktiven, teils gar springsteenesken satten Power Rock/Pop Hooks eben jenes Albums verzichtet. Herausgekommen ist dabei ein erstaunlich ruhiges und ernstes, introspektives, bisweilen gar melancholisches, immer lyrics-lastiges Werk, dass aufs erste Hören kaum die "schnellen Hits" bereithält wie 'Santa Ana Winds', 'Turn It Up', 'Find My Way Back Home', 'Angry Eyes' usw. Nein, dies ist weitgehend, von wenigen rockigeren, aber geschickt eingestreuten Ausnahmen abgesehen, überlegte, getragene Balladenmusik mit enormem Tiefgang zum Zuhören, Abtauchen, Genießen und sich Auseinandersetzen mit den großen Themen des Lebens, mit Sinnfragen und dem respektvollen Umgang untereinander, mit ethischen und religiösen Bezügen - im Einklang mit der reichhaltigen Kultur ihrer Heimat, dem Südosten mit den Appalachian Mountains. Insofern ist 'Love And Logic' auch ein wahres Americana-Werk geworden, wenngleich die Musik der Sons Of Bill sicherlich nicht darauf reduziert werden sollte. Der bekannte Produzent Ken Coomer (early Wilco) hat die Band in Nashville produziert - praktisch ohne weitere Studiomusiker von außen (er selber spielt ein Mal Schlagzeug, Leah Blevins singt auf 'Road To Canaan') und überhaupt nicht im oft so statischen Klangschema der dortigen Recordings, egal ob "mainstream" oder "alternative", sondern ungefähr im Fadenkreuz von R.E.M., den frühen Platten von Wilco, den gereiften Avett Brothers, Autumn Defense, Dawes, Decemberists, auch etwas 'Heartbreaker'-Ryan Adams. Sämtliche Songs wurden wieder von den Wilsons geschrieben, teilweise in Teams, wobei erstmalig Tastenmann Abe klar dominiert und für mehr als die Hälfte des Materials verantwortlich zeichnet, u.a. für den stimmungsmäßig schon sehr wegweisenden Opener 'Big Unknown' und für 'Lost In The Cosmos', ein geradezu beklemmendes Tribut an den unglücklichen Big Star-Gitarristen Chris Bell. Vielleicht mag der ein oder andere Fan wegen des defensiven Charakters dieser Scheibe zunächst etwas verstört sein, aber ich wage mal die Prognose, dass man 'Love And Logic' alsbald in vielen Year End Charts der einschlägigen Musikkritiker wiederfinden wird, wenn es um die ganz besonderen Highlights in 2014 geht!! (Zusatzinfo der Fairness halber: Stolze Besitzer der 'Gears'-EP auf Blue Rose vom Anfang des Jahres kennen natürlich schon 3 der 10 Tracks, evtl. sogar auch die B-Seite 'Higher Than Mine' von einer älteren Record Store Day-Single).