(Bluegrass) 2014 Rounder - Bluegrass in allen Variationen von traditonell über Jamgrass bis Pop und allen denkbaren Verknüpfungen mit dem großen Thema Americana darüber ist momentan in den Staaten absolut hip und wird besonders von jüngeren Menschen geradezu euphorisch aufgegriffen, besonders auf den einschlägigen Festivals von Frühjahr bis Herbst. Bei uns fristet dieses Genre leider nur ein Nischendasein und selbst eingefleischte Kenner der Singer/Songwriter-, Folk- und Alt.Country-Szenen schrecken vor dieser speziellen Power von Banjos, Mandolinen, Geigen & Co. zurück. Solchen Stoff kann man anscheinend nur vermitteln, wenn bekannte Namen beteiligt sind, die man vielleicht aus einem anderen Lager kennt... Insofern starte ich mit dem drüben gerade sehr hochgehandelten Debüt der Earls Of Leicester gerne einen nächsten Versuch! Denn dieses Sextett ist wahrlich gespickt mit großen Musikern, die ihren Teil zur Americana-Historie beigetragen haben und denen es hörbar einfach nur verdammt Spaß macht, eine Musik zu spielen, die aus der wahrscheinlich wichtigsten Evolutionsstufe des Bluegrass stammt: Es ist der klassische Katalog von Lester Flatt & Earl Scruggs And The Foggy Mountain Boys ungefähr von Mitte der 50er bis Mitte der 60er, also der Blütezeit dieser Bluegrasslegenden! Unter Leitung des hervorragendsten aktuellen Dobrospielers überhaupt, Jerry Douglas, sind folgende Asse für dieses besondere Projekt zusammengekommen: Shawn Camp (Guy Clark, John Prine, Jim Lauderdale, World Famous Headliners) als Gitarrist und Leadsänger, Tim O'Brien (Multiinstrumentalist, Bluegrass-Innovator mit Hot Rize, später unzählige Solo- und Bandprojekte) als Mandolinist und Sänger, der bekannte Charlie Cushman am Banjo, Johnny Warren (Sohn des Geigers Paul Warren von den Original-Foggy Mountain Boys) an der Fiddle und mit Harmony Vocals, Akustikbassist Barry Bales (lange bei Alison Krauss & Union Station, zig andere Sessions) und last not least Jerry Douglas selber an dem Instrument, das vor 60 Jahren bei den Foggy Mountain Boys durch den berühmten Josh Graves in die Bluegrassmusik eingeführt wurde. Die Musik ist beseelte Teamarbeit mit 3-, 4- und 5-stimmigen Vokalsätzen und dem entsprechendem Feuerwerk an Instrumentalsoli, wie man es sich besser kaum wünschen kann! Aber nochmal zur Vorsicht: Dies ist kein Newgrass, sondern klassischer Bluegrass der beschriebenen Ära im zeitgemäßen Analogsound von heute. Und nächstes Jahr gibt's den Grammy dafür...