(Songwriter/Folk/Alt.Country) 2015 Acony - nach 6 Jahren endlich das zweite Album des nicht minder bedeutenden (Lebens-) Partners der begnadeten Gillian Welch. Das Team Welch/Rawlings ist in den vergangenen 20 Jahren zu einem alle Grenzen sprengenden Qualitätsmerkmal innerhalb der Alt.Folk/Americana-Szene aufgestiegen. Trotz vergleichsweise geringer Veröffentlichungsrate, dafür aber durch eine breite Streuung ihrer Songs unter Kollegen und Weggefährten wie Steve Earle, Emmylou Harris, Alison Krauss, Punch Brothers, Allison Moorer oder Ryan Adams. Und durch verschiedene andere Projekte wie der Liveaufführung der 'Inside Llewyn Davis'-Stücke in der New Yorker Town Hall, dem maßgeblichen Mitwirken bei Johnny Cash/'Bitter Tears'-Tribute ('Look Again To The Wind'), der häufigen Zusammenarbeit mit der Old Crow Medicine Show oder der Produktion der jüngsten CD der Dawes ('All Your Favorite Bands'). Inmitten all dieser Aktivitäten und heftigen Dauertourens nach Gillian Welch's letztem Album 'The Harrow & The Harvest' (2011) sind die 7 zum Teil sehr langen, recht ungewöhnlich arrangierten und strukturierten Welch/Rawlings-Nummern von 'Nashville Obsolete' zunächst eher ungeplant und beiläufig entstanden; Songs, die dann auf ganz natürliche Weise zum Teil über lange Zeiträume und in mehreren Prozessen gewachsen sind und wahrscheinlich deshalb so reif und zusammenhängend klingen, dass es für das stets auf höchste Sorgfalt bedachte Paar Sinn machte, sie als Dave Rawlings Machine zu veröffentlichen. Und welcher Americana-Fan hätte darauf wohl verzichten mögen?!?! Oft abseits vom regulären Folk Song-Schema und wie schon auf 'A Friend Of A Friend' gelegentlich mit ungewöhnlichen Streicherarrangements garniert, besticht das neue Album einerseits durch Dave Rawlings' starker Präsenz mit seiner hellen, leicht kratzigen, nasalen Stimme (irgendwo zwischen Ryan Adams und Neil Young), andererseits durch ein leichtgängiges Teamwirken, in dem fast schlafwandlerisch die gesanglichen und instrumentellen Rädchen aller Beteiligten ineinander greifen. Rawlings (Acoustic Guitar, Mandolin, Lead Vocals), Gillian Welch (Acoustic Guitar, Drums, "most beautiful & haunting" Harmony Vocals), Ex-Old Crow-Mann Willie Watson (Acoustic Guitar, Vocals), Brittany Haas von Crooked Still (Fiddle) und Punch Brother Paul Kowert (Standup Bass) spielen sich mit höchster Inbrunst durch ein auf Dauer emotional fesselndes, ja: geradezu hypnotisierendes Programm. Von ausladenden, mit 10-köpfigem Streicherensemble verstärkten Balladen am Anfang ('The Weekend', 5:29 und 'Short Haired Woman Blues', 6:43) geht's zum fast 11-minütigen, epischen 'The Trip' in wahrer Dylan-Endlosstrophen-Manier frei nach 'Desolation Row' und 'Sad Eyed Lady Of The Lowlands'; 'Bodysnatchers' (5:56) besticht durch Rawlings' extrovertierte Leadstimme und Welch's intensiven Harmoniegesang. Die einzigen beiden kurzen Nummern sind 'The Last Pharaoh' im Stil der Carter Family und 'Candy' frei nach Doc Watson oder Norman Blake, bevor zum Ende das 8-minütige 'Pilgrim (You Can't Go Home)' nochmal alle Qualitäten dieses vorzüglichen Albums geballt in sich vereinigt. Wenn 'Nashville Obsolete' in 2-3 Monaten die ganzen Americana-Jahrescharts 2015 anführen sollte, dann wird es kein einziges Argument dagegen geben, that's for sure!!