(Songwriter/Alt.Country Rock) 2016 Decor - allein schon der wortreiche Albumtitel (entnommen einer Textzeile in 'I Got Off The Bus') verheißt wieder ganz viel Sprache, ausgedehnte Poetry, romanhaftes Songschreiben, bildhafte Kurzgeschichten. Dabei beginnt das neue, insgesamt schon 15. Album der sogenannten "literate" Alt.Country/Guitar Rocker aus Portland, Oregon sogar mit einem kurzen Instrumental. Aber mit 'Wake Up Ray' steigen wir dann endgültig ein in den ganz eigenen/eigenartigen musikalischen Kosmos von Mastermind Willy Vlautin und seinem Quartett, das er nach einer 5-jährigen Pause wieder zusammengetrommelt hat. Natürlich war er in der Zwischenzeit nicht untätig - da gab es das tolle 'Colfax'-Projekt der Alter Ego-Combo The Delines sowie die Veröffentlichung eines weiteren Romans. Ähnlich wie bei uns ein Sven Regener von Zeit zu Zeit seine Band Element Of Crime reaktiviert, benutzt Vlautin das Richmond Fontaine-Format als Mittel, um seine Geschichten zu vertonen und mit seinen alten Bandkollegen auf Tour zu gehen. Immerhin sind sie die wahrscheinlich letzte aktive all der bedeutenden No Depression Bands der 90er Jahre! Über die lange Zeit allerdings immer weniger mit lautem Gitarrenrock, Insurgent Cowpunk und rüden Crazy Horse-Manieren. Dafür mit ausgedehnten Songs in getragener Balladenform, Desert Rock/Film Noir-Anleihen, atmosphärischen Klavier- und Pedal Steel-Untermalungen und stets leicht wehmütigem, ja: traurigem Gesang ihres Frontmans Willy Vlautin. Hat man es akzeptiert, dass Richmond Fontaine diesmal sogar noch weniger Fahrt aufnehmen, kaum einmal richtig rocken, eher beobachtend und mit gehöriger Distanz zum regulären Musikbusiness agieren, dann kann man herrlich abtauchen in die Welt solch großartiger Songs wie 'I Can't Black It Out If I Wake Up And Remember', 'Two Friends Lost At Sea', 'Three Brothers Roll Into Town', 'The Blind Horse' und nicht zuletzt dem monumentalen 'A Night In The City'. Großartig! Immer wieder!!